Tagblatt.ch
Atelier unter freiem Himmel
Im Garten von Jimmy (Heinz) Stuchly und Heidi Grünenfelder
Heerbrugg. Einen Namen haben sie nicht, die beiden steten Gäste
aus Stein. Und doch gehören sie zur Familie. Weder Jimmy
Stuchly noch Heidi Grünenfelder möchten sie missen.
Diana Bula
Auch wenn an der Karl-VölkerStrasse 36 d niemand zu Hause
ist: Das Haus mit dem hübschen Garten wird doch bewacht.
Nicht von einer elektronischen Anlage, auch nicht von einem Hund.
Zwei Steinfiguren, eine Frau und ein Mann, verfolgen das Geschehen.
Keine Einsamen
Heinz Stuchly ist 62 Jahre alt, Aussendienst-Mitarbeiter bei einem
deutschen Verlag, Künstler in der Freizeit. Seines Hobbys
wegen hat er sich einen Übernamen gegeben. Nicht Heinz, sondern
Jimmy ist es, der Acryl-Bilder malt und die Steinfiguren fertigt.
Für Letztere fischt er aus einem Wildbach Steine, giesst
sie mit Baustahleisen zusammen und verankert die Objekte später
tief im Boden. «Ich bilde immer nur Pärchen»,
sagt er. Auf die Frage nach dem Grund, hebt er zuerst nachdenklich
die Schultern, meint dann: «Das gefällt mir optisch
am besten.» Hakt man nach, gibt man nicht auf, folgt die
plausiblere Erklärung. «Steht nur eine Person da, sieht
sie verlassen und einsam aus. Ich selbst bevorzuge Gesellschaft
– vielleicht weil ich im Zeichen des Zwillings geboren bin»,
sagt Stuchly.
Gemeinsam mit seiner Frau Heidi Grünenfelder bewirtet er
im Garten oft Gäste. Einige bekundeten bereits ernsthaftes
Interesse am Stein-Pärchen, wollten es kaufen. «Doch
meine Frau gibt die Figuren nicht her», freut er sich. Laut
dem 62-Jährigen, strahlen seine Figuren etwas Lebendiges
aus. «Das ist es, was ich an ihnen so mag», sagt er.
Früher, als Kind, als Jugendlicher, da hatte Jimmy Stuchly
seine Vorliebe für Steine und die Figuren, die daraus entstehen
können, noch nicht entdeckt. Damals hielt er im Garten zahme
Elstern und Raben. Gar einen Mäusebussard habe er aufgezogen,
erinnert sich er sich. «Doch dafür fehlt mir nun die
Zeit», sagt der Mann. Das Aussehen der steinernen Objekte
verändert sich – je nach Witterung. Regnet es, ist
die Oberfläche grau, trist; trostlos stehen die Figuren im
Garten. Doch scheint die Sonne, dann leuchten ihre Körper,
die Gesichter. Es scheint, als erfreuen sie sich des schönen
Wetters. «Wie Menschen, denen bekommt ein düsterer
Himmel auch nicht.»
Nachts oder im Garten
Gelegentlich malt Jimmy Stuchly im Garten. «Aber nur, wenn
es nicht zu heiss ist. Sonst trocknet die Farbe viel zu schnell.»
Am liebsten jedoch arbeitet er in der Nacht, in seinem Atelier.
Er möge die Ruhe, die sich dann ausbreite. «Ich kann
mich auf meine Gedanken konzentrieren, nichts hindert mich daran.
So entstehen die besten Werke», sagt er bestimmt. Die Steinfiguren
hingegen, die gestaltet der Hobby-Künstler im Garten. «Hier
kann ich werken, wie ich will – ohne dass etwas kaputt geht.»
Auch den Steinen aus dem Wildbach kann dort nichts geschehen;
der Rasen ist weich, sanft. Lediglich das Gras kann seine Spuren
auf den grauen Ovalen hinterlassen. Doch das ist wohl Kunst.
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